Sensationssieg! So ähnlich ließ dies auch Hallensprecher Jens Wolfrum verlauten, der nach Erkrankung sein Comeback feierte. Jetzt punktgleich mit der HSG Pleichach. Zwar durch das schlechtere Torverhältnis in der Tabelle auf Rang zwei geführt, aber durch den Auftakterfolg und den damit im Moment gewonnenen direkten Vergleich stünden die SG-Damen sogar auf Rang eins. Mit ausschlaggebend dafür war auch, dass die beiden Minuspunkte aus der Partie gegen die HSG Fichtelgebirge nach deren Rückzug aus der Liga gestrichen wurden.

Wer hätte dies vor der Begegnung für möglich gehalten, nachdem die Vorzeichen wahrlich nicht für die SG Damen sprachen. Corona und andere schwierige Umstände sowie der plötzliche Re-Start ohne nennenswerte Vorbereitungszeit. Dazu die Ausfälle der beiden Stammspielerinnen Lisa Jakob und Denise Klier.
Da passte es eigentlich so gar nicht, dass sich ausgerechnet mit der HG Zirndorf II der Gegner ankündigte, der die SG-Mädels im Hinspiel mit 32:22 deutlich die Grenzen aufzeigte.

Zudem nutzten die Gäste die Gunst der Stunde und setzten nach dem Ausfall ihres Damen-1-Spiels in der Bayernliga mit Hirschmann, Herklotz und Cesinger gleich drei Akteurinnen mit höherklassiger Erfahrung ein. Die beiden erstgenannten rangieren derzeit sogar unter den Top15-Torschützinnen der laufenden Bayernliga-Saison.

Aber aller Widrigkeiten zum Trotz brauchte der SG-Express so gut wie keine Anlaufzeit und fand sofort ins Spiel.

Den ersten Turbo zündeten die Gastgeberinnen gleich in der Anfangsphase, als nach dem 4:3 mit nahezu perfekten Angriffshandball der Vorsprung mit einem 5:0-Lauf bis zur 12. Minute auf 9:3 ausgebaut wurde. Einmal mehr zeigte sich in diesem Abschnitt die Routine von Denise Bär, die in dieser Phase mit gleich 4 Treffern glänzte.

Dadurch wurden die Gäste schon früh zu einer Auszeit gezwungen, kamen aber danach insbesondere durch die erfahrenen Bayernligaspielerinnen deutlich besser in die Partie und verkürzten auf 9:6.

Im weiteren Verlauf machte sich dann doch bei beiden Teams die fehlende Abstimmung durch die Zwangspause bemerkbar. Die 100 Zuschauer sahen vor allem zwei dominierende Abwehrreihen. Es wären gerne mehr als doppelt so viele gekommen, was durch die Corona-Regelung leider verhindert wurde.

Die SG trat anders als in der Vorrundenbegegnung den Zirndorferinnen fulminant entgegen und ließ kaum Freiräume zu. Ganz verhindern konnte man diese dennoch nicht, aber mit Romina Harich stand eine Meisterin ihres Faches im SG-Gehäuse, die trotz leichter Verletzung beim Aufwärmen ein souveräner Rückhalt war.

Mit einer 12:10 Pausenführung im Rücken erwischte das Team von Christopher Seel und Daniel Schenk auch einen Traumstart nach Wiederanpfiff. Von 12:10 bis zur 43. Minute auf 19:13. In diesem Abschnitt zeigte Carina Hempfling einmal mehr, dass sie längst zu den tragenden Säulen im Team gehört. Gleich 5 ihrer insgesamt 9 Treffer gelangen ihr in diesem Zeitraum.

Eigentlich unerklärlich, warum danach der SG-Motor gewaltig ins Stocken geriet. Unkonzentriertheiten und eine immer stärker werdende Gästemannschaft holte Tor um Tor auf. Aus dem 19:13 wurde binnen 7 Minuten ein 19:17 und erst nach über 10 Minuten war es erneut Hempfling, die mit dem 20:17 die Heimfans zum Jubeln brachte.

Jetzt begann die Nervenschlacht so richtig, denn die Gäste verkürzten zum ersten Mal seit Ende der ersten Halbzeit wieder auf ein Tor. Es musste gehandelt werden und anscheinend fanden die Trainer Seel/Schenk in der anschließenden Auszeit die richtigen Worte und das für die Schlussphase passende Konzept.

Trotz der viel zu langen Durststrecke in diesem Match bewies die junge Truppe mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren dass sie durchaus in der Lage ist, auch in heißen Phasen den Kopf nicht zu verlieren.

Erst verwandelte Abwehrchefin Sophia Knoll vom Kreis zum 21:19, ehe Cesinger sofort die Antwort für die HG Zirndorf fand. Als dann Hempfling an der starken Gäste-Keeperin vom Siebenmeterpunkt aus scheiterte, sahen wohl die meisten Fans das Unentschieden gedanklich schon auf der Anzeigetafel.

Aber ein unglaublicher kämpferischer Kraftakt einer nie aufsteckenden SG-Truppe, sowie eine starke Jasmin Brugger, die in den letzten Minuten der Partie die klasse Leistung ihrer Torhüter-Kollegin Romina Harich fortsetzte, verwehrte den Gästen den Ausgleich.

Stattdessen brachte die junge Linksaußenspielerin Leonie Knoll mit einem Kracher in den linken Torwinkel 11 Sekunden vor dem Ende den hart erkämpften Heimsieg endgültig unter Dach und Fach.

Die Schlusssirene ging im Jubel der feiernden SG-Damen, die mit einer geschlossenen Teamleistung brillierten und der stimmgewaltigen Fans unter.

Trainer Seel zeigte sich nach dem Spiel besonders stolz über den Heimsieg zum Re-Start: „Wir haben die Tatortzeit von Sonntag auf Samstagabend vorverlegt.“ Nach Pleichach und Mainfranken, wurde jetzt gegen Zirndorf II wieder eine an Spannung und Dramatik kaum zu überbietende Endphase erfolgreich über die Ziellinie gebracht. „Krimi können wir!“ So Christopher Seel abschließend.

Nach dem Rückzug der HSG Fichtelgebirge kommt es gleich wieder zu einer kurzen Pause im Spielplan. Dann steht am Sonntag, 13.2. auswärts die Partie bei der wiedererstarkten zweiten Garnitur der TS Herzogenaurach an, wo man sich mit einem weiteren Erfolg nur allzu gerne an der Ligaspitze festsetzen möchte.

SG Helmbrechts/Münchberg – HG Zirndorf II 22:20 (12:10)

SG Helmbrechts/Münchberg: Harich, Brugger (Tor); Hüller, Hempfling (9/4), Bär (4), Neeser (1), Sophia Knoll (3), Höra, Schmidt, Roßner (2), Leonie Knoll (2), Schaber, Hofmeister (1).

Schiedsrichter Dams/Baucke (HSV Hochfranken/HSC 2000 Coburg)

Zuschauer: 100 (wegen Corona-Regelung ausverkauft)

Zeitstrafen: SG H/M keine; Zirndorf 3.

Siebenmeter: 7/4; 1/1

Spielfilm: 2:2, 4:2, 9:3, 9:6, 11:10, 14:11, 16:12, 19:13, 19:17, 20:17, 20:19, 21:20, 22:20.