Wer nicht in der Halle war um diese Bayernligapartie live vor Ort zu erleben, der wird aus dem blanken Ergebnis nie herauslesen, was sich in der Göbelhalle wirklich abspielte. Es waren aus SG-Sicht zwei Halbzeiten, wie sie unterschiedlicher in Ihrer Darbietung nicht hätten sein können und aufgrund des Spielverlaufes auch nicht sein mussten. Nicht einmal „wie Feuer und Wasser“ würde den tatsächlichen Unterschied genau widergeben.

Glänzend in die Begegnung gestartet, stand es nach 6 Minuten durch zwei Treffer von Carina Hempfling und je einen durch Emma Roßner und Katharina Schlegel bereits 4:0. Was folgte, war eine dominierende Vorstellung der Frankenwäldlerinnen, die in den ersten Minuten ihrem Gast fast keine Luft zum atmen ließen.

Auch im weiteren Verlauf der ersten Hälfte drückte die SG ihren Stempel auf das Geschehen. Es waren nicht nur vereinzelt gute Szenen, es war ein Gesamtkunstwerk, das viele Köpfe auf der Tribüne bei den Heimfans ins Schütteln brachte. Wie kann eine Mannschaft, die so einen überragenden Handball auf´s Parkett zelebriert noch keinen einzigen Punkt in dieser Bayernligasaison auf dem Habenkonto besitzen. Die Antwort gab die Mannschaft später selber: Es ist das schludrige Ausnützen von klarsten Einwurfmöglichkeiten!

Zumal diesmal eine Mia Hahn zwischen den Pfosten stand, die einmal mehr unter Beweis stellte warum sie Jugend-Bayernauswahltorhüterin war. Unter Ihrer Leistung im ersten Abschnitt das Wort „überragend“ zu setzen, käme fast einer Herabstufung ihrer tatsächlichen Darbietung gleich. Sie hielt auch die Bälle, die alle in der Halle schon im Kasten sahen.

Aber an dieser Stelle hakte Trainer Christopher Seel nach dem Abpfiff ein: „Wir hatten schon in der erste Hälfte eine zu schwache Chancenverwertung, wenn dir deine eigene Keeperin so viele freie Bälle wegnimmt musst du mit mindestens 4-5 Toren mehr führen.“

Trotz der vergebenen Chancen waren ersten 30 Minuten top. Abschlüsse von allen Positionen und eine richtig gute Abwehr. Und dies, obwohl Lisa Jakob aufgrund von Schulterproblemen und Paula Dittmar wegen Krankheit ausfielen.

Aus der Pause zurück waren die ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte noch in Ordnung. Was dann passierte – eigentlich nicht erklärbar! Aus heimischer Sicht folgte leider der kollektiver Einbruch. Alles was davor funktioniert hatte, ging dann gar nicht mehr. Warum auch immer. Freilich auch gegnerbedingt. Zirndorf ist eine sehr starke Mannschaft, die zudem nicht so richtig einordnen konnte, wie ihr in Hälfte eins geschehen war. Zumal die Mittelfranken immer noch berechtigte Hoffnungen hegen, zu den drei Teams der Nordgruppe zu gehören, die am Ende in die Aufstiegsrunde gehen und dabei den Klassenerhalt schon sicher in der Tasche haben.

Dennoch unerklärlich wie die SG erneut nach einer so starken ersten Hälfte eine so schwache zweite Hälfte hinterherschiebt. Eventuell konditionelle Probleme im zweiten Abschnitt?? Ja, wenn das so wäre, dann hätte es die tollen Aufholjagten gegen Nürnberg und Simbach auch nicht geben dürfen. Diesmal aber erweckte es zumindest teilweise den Eindruck.

Es wurden kaum noch gute Chancen kreiert und wenn dann auch weiterhin viel zu fahrlässig damit umgegangen.

Die Abwehr kam aus der Kabine auch nicht mehr mit der nötigen Härte zurück und so zog Zirndorf dann schlußendlich davon. Erwähnenswert ist zudem, dass sich die Gäste dabei nicht einmal wirklich verausgaben mussten. Die Gastgeberin boten Geschenke zuhauf, die sich die HG in der Folge zu Nutze machte und in dieser Phase bewies, was Bayernligaerfahrung auch bedeuten kann.

So setzte es für die SG die nächste Niederlage, die in der Tordifferenz viel zu hoch ausfiel. Letztendlich aber selbstverschuldet und dies von Anfang an, wenn man „solche Bretter liegen lässt“, wie Trainer Seel anmerkte. Die Gastgeberin versäumten es tatsächlich, mit einer besseren Chancenverwertung schon vor dem Pausenpfiff in Sieg in trockene Tücher zu bringen.

Aber so geht der Gästesieg, aufgrund der wesentlich besseren zweiten Halbzeit unterm Strich auch absolut in Ordnung, wenn auch um einige Tore zu hoch.

Trainer Christopher Seel nach dem Spiel:
„Ich bin wirklich ratlos, wir wir zum zweiten Mal in Folge gegen ein Spitzenteam der Bayernliga so eine fantastische erste Halbzeit hinlegen können, nur um dann im Großteil der zweiten Halbzeit komplett unterzugehen. Dieses Spiel darf niemals mit sieben (!) Toren Unterschied ausgehen, dies entspricht in keinster Weise dem Spielverlauf.
Zumal Mia im Tor noch überragend gehalten hat. Da musst du einfach anders auftreten nach der Pause. Sehr bitter, heute war mehr denn je ein Sieg drin, auch wenn der Endstand einen anderen Eindruck vermittelt.“

SG Helmbrechts/Münchberg – HG Zirndorf 26:33 (14:12)

SG H/M:
Brugger, Hahn (Tor);
Hempfling (8/2), Smrhova (1), Schlegel (1), Bär (3/2), Kantnerova (3), Popp, Matus, Drozdova (2), Knoll (4), Schöffel (1), Roßner (3), Schaber, Neeser.

Schiedsrichter: Bayerlein (Regensburg) / Kalina (Bayreuth) leiteten ausgezeichnet

Zuschauer: 220

Zeitstrafen: 3; 4.

Siebenmeter: 6/4; 1/1.

Spielfilm: 4:0, 7:2, 12:6, 13:8, 14:11, 15:12 (HZ); 17:15, 19:17, 21:19, 22:21, 22:24, 23:29, 24:31, 26:33