„Der Matchplan ging nicht auf!“ Kurz zusammenfassend, aber absolut treffend zitierte SG-Trainer Christian Seiferth unmittelbar nach dem Abpfiff. Der Matchplan war kein schlechter, aber ein absolut überraschender und vielleicht sogar nachvollziehbarer.

In Anbetracht der Tatsache, dass Spitzenreiter Cham lediglich beim 24:24 in Regensburg bisher seinen einzigen Zähler abgab, durfte diese Auswärtspartie auch mal mit ungewohnter Herangehensweise begonnen werden. Betrachtet man die klaren und teilweise auch hohen Siege der Oberpfälzer in der bisherigen Spielzeit, dann sollte sich die Gastgeber schon einmal mit etwas beschäftigen, was ihnen im bisherigen Saisonverlauf so wahrscheinlich noch nicht passiert ist.

Trainer Christian Seiferth hatte von Beginn an direkte Manndeckung angeordnet, um so die Hausherren nicht in den gewohnten Rhythmus kommen zu lassen. Doch dieser taktische Schachzug ging in die Hose, bevor er richtig zu greifen begann. Gründe dafür waren eine frühe Zeitstrafe und die Rote Karte für Jonas Roßner nach nicht einmal acht Minuten. Damit war nicht nur das eigene Konzept früh über den Haufen geworfen.

Cham konnte sich wieder um sein Spiel kümmern, dieses gekonnt aufziehen und mit gnadenloser Treffsicherheit zu Ende bringen. So führten die Gastgeber nach einer knappen Viertelstunde mit 9:2 und drängten damit die Gäste früh auf die Verliererstraße. Die Frankenwäldler bekamen in diesem Abschnitt nur schlecht Zugriff zu einem Chamer-Angriff, der seine Stärke in der Breite besaß.

Je ein Werfer mit zwei, vier bzw. fünf Toren. Zwei Schützen mit sechs und gleich vier Vollstrecker mit drei Treffern zeigen deutlich, wie unberechenbar die Oberpfälzer im Angriff waren. Das hat den ASV 1863 auch bisher an die Ligaspitze geführt und wird, wenn sich im weiteren Saisonverlauf nichts Gravierendes mehr ändern sollte, die Oberpfälzer auch zum Titel führen.

Trotzdem muss der SG ab der 15. Minute eine ordentliche Leistung bescheinigt werden. Stark ersatzgeschwächt kämpften sich die Gäste von Minute zu Minute immer besser ins Match und bewiesen Durchschlagskraft und Stehvermögen. Der Spitzenreiter wurde gefordert und hatte plötzlich Schwierigkeiten. Die Hallenuhr zeigte die 41. Minute mit dem zwischenzeitlichen Spielstand von nur noch 20:16 für Cham. Beginnt jetzt das Flattern beim Tabellenführer und können die Gäste dort weitermachen wo sie sich in dem Moment im Spiel befanden. Zwei Fragen, die Cham in der verbleibenden Restspielzeit souverän beantwortete.

Die Manndeckung gleich zu Beginn, die darauf folgende Aufholjagd und die Tatsache, dass den Gästen diesmal ersatzgeschwächt die Alternativen fehlten spielte Cham natürlich in die Karten. Zudem war im Gegensatz zum Angriff der Hausherren der Gästeangriff leicht auszuschauen. Nur insgesamt fünf Werfer trugen sich in die Schützenliste ein. Davon gingen sogar Darek Zach mit sieben und Dusan Ilijin mit neun Treffern noch voran. Gefolgt von den Pritschet Brüdern mit jeweils drei Toren. Für die Ausgeglichenheit eines Oberligaangriffes spricht das nicht unbedingt – eigentlich gar nicht.

So kam es wie es sich immer mehr abzeichnete. Cham steigerte sich in einen Spielrausch, rief sein komplettes Potential ab und stürzte die Gäste von einer Verlegenheit in die nächste. So gingen die letzten 19 Minuten mit 15:7 an den Tabellenführer, der damit einmal mehr deutlich seine Ambitionen auf den Titel unterstrich.

Die SG kam somit um eine derbe Schlappe nicht herum, auch wenn diese um etliche Tore zu hoch ausfiel. Jetzt muss die Seiferth-Truppe am kommenden Samstag zum Ligazweiten nach Nürnberg, wo die Trauben genauso hoch hängen werden. Bleibt zu hoffen, dass einige Rückkehrer die Truppe wieder komplettieren um sich dadurch den Hauch einer Außenseiterchance zu erhalten.

ASV 1863 Cham – SG Helmbrechts/Münchberg 35:23 (16:9)

SG H/M:
Hurt, Behrens (Tor);
Panzer, Silas Pritschet (3), Zach (7/1), Aust (1), Bär, Eberhardt, Christoph Huber, Janne Roßner, Jonas Roßner, Jakob Pritschet (3), Ilijin (9/3).

Schiedsrichter: Herceg / Zeller (München)

Zuschauer: 220

Zeitstrafen: 6; 5.

Rote Karte: Jonas Roßner (SG) 8. Minute wegen Foulspiel

Siebenmeter: 2/2; 4:4.

Spielfilm: 2:1, 5:1, 9:2, 12:5, 14:7, 16:9 (Pause); 17:12, 19:14, 20:16, 24:17, 26:20, 30:21, 33:22, 35:23.