Nichts wurde es mit den beiden Auswärtspunkten, die sich die Handballer der SG Helmbrechts/Münchberg gerne selber unter dem Weihnachtsbaum gelegt hätten. Die Pflichtspielreise ins Coburger Land endete mit einer herben Enttäuschung. Das waren vor allem auch die zahlreichen Helmbrechts/Münchberger Schlachtenbummler, denn gut ein Drittel unter den knapp über 200 Besuchern hat die Frankenwäldler zu ihrem vorgezogenen ersten Rückrundenspiel beim Liganeuling begleitet.

Die Marschroute war klar. Erneut ohne Jan Pöhlmann und Darek Zach alles auf die Platte bringen um die Gastgeber von Beginn an nicht ihren Rhythmus finden zu lassen. Andererseits selber die Akzente setzen und so zum Spielbestimmer zu werden. Dieses Vorhaben ging vom Anpfiff weg aber in genau die andere Richtung. Die Gäste wussten vor allem, dass ein SG-Erfolg wohl eher in greifbare Nähe rückt, wenn die Kreise des Spielmachers und Torjägers der Gastgeber, Andreas Wolf, sofort eingeengt wird.

Dies gelang zu keiner Minute der Partie, obwohl die Gäste mit einer etwas offeneren Deckung Wolf aus dem Spiel nehmen wollten. Die SG-Akteure konnten die Vorgaben nicht umsetzen. Freitagabendspiel hin – Freitagabendspiel her. Den Arbeitstag hatte auch der Gegner hinter sich, der sich aber wesentlich frischer präsentierte. Hellwach starteten die Hausherren und legte bis zur 8. Minute mit 5:1 vor. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt wieder einen deutlichen Rückstand hinterherlaufen zu müssen, was alles andere als Gästeplan.

Hinzu kam, dass sich Wolf immer wieder unter den Torschützen einreihte, weil ihm die SG-Abwehr einfach zu viel Bewegungsfreiheit einräumte. Außerdem offenbarten die Gäste diesmal Spiel- und Abschlussschwächen in lange nicht gesehener Form. Es grenzte schon fast an Dilettantismus, was die Mannen um Jonas Roßner im Offensivspiel boten. Technische Fehler in einer Anzahl, wie sie weder in der Form und Art zum SG-Tagesgeschäft gehören sollten noch einer Oberligamannschaft gut zu Gesichte stehen. Dazu noch einige haarsträubende Wurfversuche und schon ist der klare Rückstand erklärt.

Den Gastgebern passte es gut ins Konzept, das dies eigentlich erst durch die Gästefehler so richtig zum Tragen kam. Die HSG Rödental/Neustadt hat ja einen Andreas Wolf in ihren Reihen, auf dem man sich immer verlassen kann. Er ist der Kopf der Mannschaft, in dessen Sog sich dann alle mitziehen lassen. Er ist auch jederzeit in der Lage, wenn´s denn mal drauf ankommen sollte, die Zügel alleine wieder zu straffen.

Genau das passierte nach dem Doppelschlag durch Jakob Reif und Miroslav Mares. Auf 9:6 verkürzt, schien die SG langsam ins Spiel zu finden. Doch genau da fand Wolf wieder die richtige Antwort und stellte auf 12:7. Sieben Gästetore nach 22 Minuten, eine grottenschlechte Ausbeute und da durfte sich auf SG-Seite auch niemand wundern, warum die Hausherren nahezu problemlos ihren im Schnitt 5-Tore-Vorsprung bis kurz vor der Pause behaupteten. Dann erhöhte Wolf sogar auf 16:10, bevor ihm kurz nach Wiederanpfiff das Missgeschick eines verworfenen Siebenmeter unterlief.

Vor einer Woche in Erlangen war es eine andere Handballwelt. Dies sollte die Ausnahme für die SG bleiben. Doch was die Frankenwäldler im ersten Abschnitt beim Liganeuling ablieferten war phasenweise erschreckend. 10 geworfene Tore und mit sechs Treffern hinten. So geschehen deutlich hinter den eigenen Ansprüchen.

Was blieb, war eine zweite Hälfte, wo es zumindest um Wiedergutmachung gehen sollte. Das hatte bis zum 12:18 Rückstand keinesfalls den Anschein. Aber in den Minuten danach war ein deutliches Aufbäumen zu erkennen. Über fünf Minuten klappte es plötzlich im Angriff mit einer sehr guten Wurfausbeute. Hinten die Schotten dicht, keinen Gegentreffer zugelassen und schon war beim 16:18 der Anschluss hergestellt.

Doch wie gewonnen so zerronnen folgte die Quittung auf das Gästestrohfeuer. Die Hausherren waren zu keinem Zeitpunkt dieser Partie mehr bereit, sich die Führung aus der Anfangsphase der Begegnung wieder aus den Händen nehmen zu lassen. Im Gegenteil, die HSG legte zu und baute den Vorsprung auf 26:19 aus. Es war die 51. Minute, als die Gedanken bei den SG-Akteuren kreisten. Droht bei einem Neuling eine deutliche Niederlage? Das Ziel war bekannterweise ein ganz anderes.

Genau deshalb wurde nochmals alles in die Waagschale geworfen, was zu einer Ergebniskorrektur beitragen konnte. Die SG-Abwehr stellte auf „offene Deckung“ um. Zwei schnelle Treffer brachten das 23:26 und diese 3-Tore-Differenz wurde auch bis zum 26:29 gehalten. Wobei gehalten eigentlich nicht die richtige Formulierung ist. Es waren Möglichkeiten vorhanden, die Kiste noch wesentlich knapper zu gestalten. Doch anstatt weiter zu verkürzen, folgte immer wieder Andreas Wolf, der nicht nur die Rödental/Neustadt Treffer 26 bis 30 erzielten sondern es insgesamt auf 11 Feldtore und vier Strafwürfe brachte.

Damit hat er den Seiferth-Schützlingen auch das letzte bisschen Hoffnung auf einen Punktgewinn oder ein wesentlich knapperes Resultat geraubt. Die Leistung der Gastgeber ist jederzeit zu loben und der Sieg unterm Strich auch verdient. Warum der mit fünf Toren Differenz ausfiel und warum man vor den Toren Coburgs überhaupt leer ausging, das müssen sich die Mannen aus Helmbrechts und Münchberg schon selber fragen.

Es war ein gebrauchter Tag, vielleicht sogar noch etwas mehr. Dieser Auftritt schreit auf jedem Fall nicht nach einer Wiederholung. Außer Jakob Pritschet hat kein Akteur auch nur annähernd in Normalform agiert. Da war es für die Westoberfranken leicht sich zu bedienen und mit einem vorweggenommenen Weihnachtspräsent zu belohnen.

Die SG hat jetzt über die Feiertage eine längere Regenerationszeit, bis sie am 17. Januar 2026 beim TV Marktsteft auf´s Parkett muss. Dann hoffentlich wieder mit einem Auftritt, bei dem am Ende der Ertrag nicht wieder an den Gegner geht. Wieder punkten wäre dringend notwendig, denn diese Liga duldet mit ihrer Ausgeglichenheit keine Niederlagenserie am Stück, bei der am Ende eventuell sogar ein böses Erwachen stehen könnte.

Die Vorrunde war teilweise hervorragend und erfolgreich, spielerisch aber nicht immer gleichbleibend gut. Zudem ist auf den Lorbeeren ausruhen allemal verboten. In Rödental hatte es manchmal den Anschein, als wenn sich in SG-Köpfen phasenweise falsche Gedanken einschleichen könnten. Bestraft mit zwei Verlustpunkten, die mit einer solideren Gesamtleistung allemal zu vermeiden gewesen wären.

Trainer Christian Seiferth, den man die Enttäuschung aus den Augen ablesen konnte, nach dem Spiel:
„Mit dieser Anzahl an Turnovern und vergebenen Einwurfmöglichkeiten wirst du kein Spiel der Welt gewinnen. Das tut weh, entspricht aber leider der bitteren Realität.“

HSG Rödental/Neustadt – SG Helmbrechts/Münchberg 31:26 (16:10)

SG Helmbrechts/Münchberg: Hurt, Behrens – Panzer (1), S. Pritschet (3), Kritzenthaler (1), Schrepfer (2), Bär (2/2), Mares (4), Gmach, Merz (3), Ja. Reif (2), Ja. Roßner, Jo. Roßner (2), J. Pritschet (6).

Schiedsrichter: Beinlich/Finsterwalder (Schongau) Zuschauer: 210. – Zeitstrafen: 8; 3. – Rote Karte: Ferdinand Schmitt (Rödental/Neustadt) 58. Minute – Siebenmeter: 5/4; 2/2.