Es ist immer wieder bemerkenswert, wie weit Zielsetzungen am Ende einer Saison auseinanderliegen können. Extrem ist dies im Moment bei der HSG 2020 Fichtelgebirge und der SG Helmbrechts/Münchberg. Hatten die HSG Verantwortlichen vor fast genau zwei Jahren die Devise herausgegeben: Bayernliga! Wann nicht jetzt, wann dann? War man in der Vorsaison und Rang drei noch genau auf dem vorgegebenen Weg, so landet man am Ende dieser Spielzeit genau in entgegengesetzter Richtung. Abstieg in die Bezirksoberliga Oberfranken. Das hatte wohl so niemand bei den Fichtelgebirglern auf der Rechnung.

Im Gegensatz die SG Helmbrechts/Münchberg. Deren Trainer Christian Seiferth hatte vor Beginn dieser Spielzeit den Wunsch geäußert: „Ich will mit meinem Team auf lange Sicht einmal die oberfränkische Nummer eins in der Handball Landesliga werden“. Hatte sich Seiferth bestimmt auch nicht gedacht, dass seine Zielsetzung so schnell umgesetzt werden konnte.

Die HSG 2020 Fichtelgebirge und die HSV Hochfranken müssen absteigen und selbst HaSpo Bayreuth II liegt zwei Spieltag vor Saisonende auf einem direkten Abstiegsrang. Da ist man im Lager der Frankenwäldler schon stolz auf die eigens erbrachte Leistung. Zwei Spiele vor Schluss sicher die Klasse gehalten. Zudem mit aktuell 23:17 Punkten die Garantie, dass am Ende der Pluspunktebereich steht und im günstigsten Fall noch die Verbesserung auf Platz vier oder sogar drei mögllich ist.

Es war in der Summe eine gute Saison, die die Spielgemeinschaft aus Helmbrechts und Münchberg ablieferte. Geschick und Können, gepaart mit dem berühmten Quäntchen Glück verhalfen zu diesem Ergebnis.

Anders bei der HSG 2020 Fichtelgebirge. Da waren die Leistungen oft deutlich besser, als es dann am Ende die Ergebnisse hergaben. Auch deshalb, weil sich Glücksgöttin Fortuna in der einen oder anderen Partie nicht auf die Seite der Spieler aus Marktredwitz, Wunsiedel, Marktleuthen oder Niederlamitz geschlagen hat. Das war in diesem vorerst letztem Derby auch nicht anders.

HSG`ler Johannes Wippenbeck eröffnete den Torreigen und sein Keeper Christopher Gruber ließ erste Paraden folgen. Wippenbeck traf weiter und Gruber wurde in der ersten Halbzeit zum Faktor für sein Team. Wer noch?? Vielleicht mit Abstrichen Milan Sedivec und Zdenek Danielka. Aber das allein reicht eben nicht für eine Landesliga. Freilich hatten die Gäste nicht nur diesmal, sondern immer wieder mit Ausfällen zu kämpfen, was eben dann auch nicht zur Verbesserung der Situation beiträgt.

Die Verletzungen standen auch ständig bei den Frankenwäldlern. Die hatten auch diesmal mit Johannes Reif, der zwischenzeitlich zum echten Leistungsträger gereift ist, sowie Christoph Bär und David Mayer wieder drei Stammkräfte nicht an Bord.

Der Rest ging aber mit der festen Zielsetzung in die Partie, dieses Derby für sich zu entscheiden. Genau dieser letzte Wille war beim Gast oft nicht erkennbar. Auch deshalb nicht, weil die Gastgeber so gut wie nichts zuließen. Dafür sorgte in der Abwehr ein erneut hervorragender Organisator in Person von Jan Philipp Kritzenthaler.
Zudem war schnell erkennbar, das Lukas Hurt erneut der sichere Rückhalt zwischen den Pfosten war.

So entwickelte sich das Spiel der Gastgeber stedig und über 10:6 bzw. 12:8 waren es zur Pause beim 14:9 bereits fünf Treffer Differenz, die die SG dazwischenschob. Nur fünf Tore Unterschied! Dieser Satz muss mit einem Ausrufezeichen versehen werden. Denn hätte nicht Gurber mehrmals glänzend gehalten und vor allem die SG auch nur annähernd ihre Chancen verwertet, wäre die Partie bereits beim Wechsel durch gewesen.

Mit neuem Elang aus den Kabinen zurück galt schon früh nach Wiederanpfiff auch nur für die Hausherren. Die Gäste kamen nicht ins Spiel und manchmal endstand der Eindruck, als hätte man sich seinem Schicksal ergeben. Viele in der Halle erinnerten sich an Kämpfe früherer Jahre, wo die Begegnungen erst auf die Ziellinie entschieden wurden.

War diesmal nicht der Fall. Auch deshalb nicht, weil die Gastgeber nicht von  ihrem durchschlagskräftigen Spiel abwichen. Chance um Chance und das im Sekundentakt. Allen voran Jonas Roßner und Julian Merz, die die gegnerische Abwehr ein ums andere Mal durcheinanderwirbelten. Auch der zwischenzeitlich eigewechselte Felix Behrens zwischen den Pfosten und der talentierte Jugendspieler Jakob Reif steuerten gute Szenen zum Gelingen bei.

Am Ende steckten die Gäste auf und hatten Glück, dass die Gastgeber ihr Zielwasser nicht dabei hatten. Sie machten es aufgrund von eigenem Chancenwucher eher noch gnädig.

Begeisterung am Ende auf den Rängen bei den heimischen Fans und trotzdem auch ein Stück weit Trauer in beiden Lagern. Dort allerdings nur bei den Kassierern, den in der kommenden Saison diese Derbyeinnahmen wegbrechen.

Für die HSG 2020 Fichtelgebirge wird es einen Neuanfang geben. Die SG ihrerseits muss versuchen das zu halten, was sie sich im Moment erspielt und erkämpft hat.

Das Schlusswort diesmal vom Sieger und deshalb SG-Trainer Christian Seiferth abschließend:
„Geiles Spiel vor geiler Zuschauerkulisse. Die Jungs haben gezeigt was sie zu leisten im Stande sind. Jeder hat für Jeden gearbeitet und der Derbysieg war der hochverdiente Lohn.“

 


HANDBALL            MÄNNER            Landesliga/Nord

SG Helmbrechts/Münchberg – HSG 2020 Fichtelgebirge            29:19            (14:9)

SG H/M:
Hurt, Behrens (Tor);
Kalas (1), Panzer (1), Aust (3/3), Kritzenthaler (2), Merz (8), Jakob Reif (2), Lad (1), Troßmann (3), Roßner (5), Pritschet (3), Peetz.

HSG 2020:
Gruber, John (Tor),
Keltsch (1), Schlitter (1), Bralic (1), Berger (1), Koristka (1), Wippenbeck (8/1), Zißler, Fürbringer, Sedivec (3), Danielka (3), Zitzlmann.

Schiedsrichter: Frisch/Nagel (Puschendorf)

Zuschauer:   430

Zeitstrafen: 2; 5.

Siebenmeter:  4/3; 1/1.

Spielfilm: 0:1, 2:3, 4:4, 7:4, 11:8, 14:9 (HZ); 17:10, 20:12, 23:13, 24:16, 26:18, 29:19.