Elf Minuten für die Geschichtsbücher. Das ist das Resultat aus SG-Sicht nach Abpfiff dieser vor allem in der Schlussphase an Spannung und Dramatik kaum zu überbietenden Begegnung. Es lief die 49. Minute, als Keeper Lukas Hurt mit einer Monsterparade das 18:22 verhinderte. Bei einer 1:1-Situation bei generischem Konter blieb dem Gästeangreifer nur die Rolle des zweiten Siegers.

In einer Partie, in der die Mittelfranken in Halbzeit zwei fast ständig aus einer 1-2-Tore heraus agierten, sollte dies zur Schlüsselszene werden. Zwischenzeitlich immer wieder an der Ergebniskorrektur gearbeitet, gelang es den Gastgebern aber nie gleichzuziehen. Was bei knapper Differenz nicht gelang, wäre wohl bei einem 4-Tore-Rückstand komplett außer Reichweite gelangt.

Doch bereits beim nächsten SG-Angriff nutzte Dominik Aust seine ganze Routine und erzielte einen seiner insgesamt 3 Treffer von Linksaußen. Umso bemerkenswerter unter dem Aspekt, dass der eminent starke Gästekeeper Max van Borstel vorher etliche Würfe des ansonsten gewohnt sicheren Außen Christoph Bär unschädlich machte.

Die bis dahin sowieso erneut hervorragende SG-Deckung stand dann noch kompakter. Unter dem Motto „jetzt oder nie“ gelangen innerhalb von 93 Sekunden zwei äußerst wichtige Ballgewinne. Dadurch wurde der Druck nach vorne immer stärker und Johannes Reif sowie Christoph Bär per Strafwurf glichen aus. Die Halle stand Kopf. Sollte es tatsächlich gelingen, dem bis dato verlustpunkfreien Spitzenreiter, der auch diesmal mit einem runden Auftritt überzeugte, am Ende doch noch einem Punkt zu entreißen?

In Minute 57 schien der Traum wie eine Seifenblase zu platzen und dabei auf heimischer Seite der Wunsche Vater des Gedankens bleiben. Jens Scheuerer, Gästetorschütze vom Dienst, rückte mit einem Doppelschlag in nicht einmal einer Minute die Verhältnisse aus Lauf/Heroldsberger Sicht wieder zurecht. 21:23 zeigte die Anzeigentafel und auf der Hallenuhr standen noch 3:52 Restspielzeit.

Doch dann passierte etwas, was Mannschaft und Fans immer mehr zusammenschweißen. Die Zuschauer blieben stehen. Auch deshalb, weil sie ein Gespür dafür besitzen, dass sich auf dem Parkett eine Heimmannschaft präsentiert hat, die zumal ohne die verletzten Leistungsträger Pritschet und Julian Merz, alles abgerufen und auf die Platte gebracht hat, was noch im Tank war.

Verlieren will niemand gerne. Auswärts nicht und schon gar nicht vor eigenem Publikum. Wahrscheinlich hätte die Fans dem eigenen Team diesmal sogar eine knappe Niederlage verziehen weil klar erkennbar war, dass die Frankenwäldler sich zu jeder Minute einem Meisterschaftstopfavoriten dieser Klasse entgegengestemmt haben.

Genau das übertrug sich auf die Truppe von Trainer Christian Seiferth. Umso mehr, als Jonas Roßner der 22:23 Anschluss gelang. In den folgenden Sekunden versuchte Lauf/Heroldsberg den Moment abzuwarten, um mit dem nächsten Treffer wieder 2 Tore dazwischenzuschieben um dann den Sack endgültig zuzumachen.

Klappte nicht! Denn dann kamen die großen Auftritte des nervenstarken Christoph Bär beim Strafwurf. Anstatt 22:24 gelangten die Gastgeber erneut in Ballbesitz und in der Folge zu einem Siebenmeter. Eiskalt verwandelt – Ausgleich! Danach wollte es die Gästespielgemeinschaft wissen und suchten den schnelle Abschluss, der erneut keinen zählbaren Erfolg brachte.

Beim Stande von 23:23, 40 Sekunden vor dem Abpfiff, machte Trainer Christian Seiferth das einzig Richtige. Er nahm die Auszeit und instruierte seine Mannen nochmal für den Schlussakkord. Lange spielen und dann die allerletzte sich eventuell noch bietende Gelegenheit zum Torschuss zu nutzen. Der erfolgreiche Wurf wurde durch ein siebenmeterreifes Foul verhindert.

Christoph Bär vollstreckte wieder sicher. Tooooooooooor, schallte es durch die Gymnasiumhalle, wo der Lärmpegel längt die Schallmauer der nach oben offenen Skala durchbrochen hatte. 15 Sekunden bis zur Sensation, die nach einem nicht vollstreckten direkten Gästefreiwurf perfekt war.

Da wird es fast zur Nebensächlichkeit, dass die Gastgeber schon eine blendende erste Viertelstunde spielten, wo sie beim 6:3-Zwischenstand erstmals zeigten, zu was sie an diesem Tag in der Lage sein könnten. Auch die knappe 11:10 zur Pause bestätigt, dass sich die Gäste vor allem am konsequenten Abwehrverhalten der Spielgemeinschaft aus Helmbrechts und Münchberg gleich mehrmals die Zähne ausbissen.

Zusammenfassend bleibt zu vermerken: Lauf/Heroldsberg hat seine bis dato blütenweiße Weste verloren, wird aber aufgrund seiner eigenen Stärke auf langer Sicht im Spitzentrio der Liga verbleiben.

Für die Gastgeber werden es letztlich zwei Zähler sein, die im alljährlichen Kampf um den Ligaverbleib zu big points werden können. Diese Sachlichkeit wird nach der Euphorie des Spieltages auch wieder in die Köpfe zurückkehren.

SG-Trainer Christian Seiferth abschließend:
„Wir haben über 60 Minuten gezeigt was Mannschaftssport bedeutet und ausmacht.“

SG Helmbrechts/Münchberg – HSG Lauf/Heroldsberg 24:23 (11:10)

SG H/M:
Hurt, Behrens (Tor);
Kalas (2), Panzer (2), Opel, Aust (3), Kritzenthaler (2), Johannes Reif (3), Christoph Bär (7/5), Mayer, Jakob Reif (2), Lad (1), Troßmann (1), Jonas Roßner (1).

Schiedsrichter: Sachse / Weis (HG Maintal) leiteten souverän und kamen ohne Zeitstrafe aus

Zuschauer: 210

Siebenmeter: 6/5; 2/2.

Spielfilm: 0:1, 2:2, 5:2, 8:5, 8:8, 11:10, (HZ); 11:13; 14:16, 16:18, 18:21, 21:21, 21:23, 24:23.