Wohl selten sind Verlierer so gefeiert worden, wie diesmal die SG nach dem bitteren Schlussakkord in dieser Partie gegen einen eminent spiel- und wurfstarken Neuling, der viele Akzente setzte. Schon Minuten vor dem Abpfiff stand die Halle Kopf. Ohrenbetäubender Lärm, lautstarke Anfeuerung mit rhythmischem Klatschen, Trommelwirbel ohne Unterbrechung. Die Fans gaben alles und trugen ihren Teil dazu bei, dass vielleicht -genau wie beim letzten Heimspiel mit dem Sensationssieg gegen Spitzenreiter Lauf/Heroldsberg- in den Schlusssekunden noch alles auf Seiten der Gastgeber kippt.

Knapp und zudem äußerst unglücklich verfehlt! Mit einem hervorhebenswerten Engagement, nimmermüden kämpferischem Einsatz und den Willen für das schier Unmögliche, lieferte die Seiferth-Truppe letzte 20 Minuten ab, die im Gedächtnis haften bleiben, weil in Art und Weise einfach fabelhaft.

SG-Trainer Christian Seiferth brachte es nach dem Spiel auf den Punkt: „Wir haben heute eine überragende kämpferische Leistung abgeliefert und müssen jetzt einfach den Blick nach vorne richten.“

Was war passiert: Zurück lag eine jederzeit ausgeglichene erste Hälfte, in der sich zwei richtig starke Landesligamannschaften gegenüberstanden. Mal mit Vorteil da und dem Nachsehen dort und dann wieder alles mit umgekehrten Vorzeichen. Das war in der Torfolge nicht viel anders. Erst lagen die Gastgeber mit zwei Treffern vorne, dann der Ausgleich.

Bevor die Hausherren eine knappe Führung für Minuten behielten, kippte das Ganze zwischendurch mit 2 Treffern Vorsprung an die Gäste. Die Oberpfälzer ihrerseits verloren diese knappe Führung aber in der Folge auch wieder, um dann letztlich doch mit einem Eintorevorsprung in die Kabine zu gehen. Die Zuschauer hatte bis dahin eine jederzeit ausgeglichene und spanende Partie gesehen mit folgenden Merkmalen.

Die Domstädter, eine körperlich gestandene Truppe, brachten ihre Stärken immer wieder auf die Platte. Die Gastgeber ihrerseits ließen die zuletzt vor allem schwachen Angriffsleistungen vergessen, bis der Anpfiff zur zweiten Halbzeit ertönte.

Zwar schnell zum 14:14 Gleichstand gekommen waren sie plötzlich wieder da. Die Aussetzer wenn es darum ging, den Ball im gegnerischen Kasten einzunetzen. Drüber, vorbei oder der Gästekeeper hatte Hände oder Füße am Ball. Den Gastgebern gelang einfach nichts mehr. Viel probiert, nichts passiert. So begannen die eigenen Felle langsam davonzuschwimmen.

Die Spielgemeinschaft aus Helmbrechts und Münchberg spielte gegen eine schier unsichtbare Wand mit „null Ertrag“.

Im Umkehrfall gelang den Gästen quasi alles. Beim Stande von 14:20 nahm die SG eine Auszeit. Doch auch danach traf Regensburg innerhalb von 33 Sekunden gleich zweimal. Die Hallenuhr stand beim 38:52 Minuten und einem 14:22 Rückstand.

Ab dieser 39. Minute wurde die Geschichte dieser Begegnung neu geschrieben. Trainer Christian Seiferth zog das letzte Trumpfass aus dem Ärmel. Direkte Manndeckung. Entweder es zeichnet sich eine Verbesserung ab, oder es folgt der Untergang mit fliegenden Fahnen. Erstgenanntes sollte eintreten und dies schon nach wenigen Aktionen. Dem Regensburger 8:0-Lauf wurde ein jähes Ende gesetzt.

Als auf heimischer Seite erkannt wurde, dass den Oberpfälzern die jetzt praktizierte direkte Manndeckung überhaupt nicht schmeckte, die Fehlerhäufigkeit nach oben schnellte und Münchberg nach Belieben traf, hielten die Gastgeber sich weiter an diese Marschroute. Ein Kraftakt stand bevor, aber konditionell zeigten sich die Frankenwäldler gut in Schuss.

Die Stationen vom 18:23, 21:24, 26:28 bis zum 29:29 waren plötzlich wieder Zwischenstände mit eventueller Aussicht auf ein erfolgreiches Ende. Die Halle längst ein Tollhaus und die Gastgeber zu allem entschlossen, kam es für Hausherren zu der Tragik, die sie so nie und nimmer verdient hatten. Wenn oft vom gerechtesten aller Ergebsnisse gesprochen wird, dann wäre diese Unentschieden das absolute verdiente Resultat für die Darbietungen der beiden Kontrahenten gewesen. Regensburg hätte mit dem Punkt noch gut gelebt und die Aufholjagd hätte aus heimischer Sicht ihre Belohnung erhalten.

So reagierte, der für Lukas Hurt in der zweiten Halbzeit eingewechselte, Felix Behrens in der Aufholphase mehrmals glänzend und schnappte sich auch Sekunden vor dem Abpfiff den Ball bei einem Wurf frei vom Kreis aus.

Letzter Angriff für die Gastgeber. Doch Zeitspiel drohte, der Torwurf blieb erfolglos und nach 59:57 lag der Ball plötzlich doch im heimischen Kasten und im Anschluss alle SG-Spieler völlig depremiert auf dem Hallenboden. Nach so einer beeindruckenden Leistung alles gegeben, um am Ende mit leeren Händen dazustehen. Handball kann so grausam sein!

Freilich werden die Regensburger aus ihrer Sicht genau das Gegenteil denken und setzen sich mit jetzt 9:3 Punken erst einmal in der Spitzengruppe fest.

SG Helmbrechts/Münchberg – SG Regensburg II 29:30 (13:14)

SG H/M:
Hurt, Behrens (Tor);
Kalas (3), Panzer, Aust (6/2), Kritzenthaler (2), Johannes Reif, Mayer (2/2), Jakob Reif (2), Lad (4), Troßmann (1), Roßner (2), Pritschet (5), Peetz (2).

Schiedsrichter: Ebeling (Kernfranken); Ertel (Stadeln)

Zuschauer: 260

Zeitstrafen: 6; 5.

Siebenmeter: 5/4; 4/4.

Spielfilm: 3:1, 3:3, 6:5, 7:9, 10:9, 11:12, 13:14 (HZ); 14:14, 14:22, 19:23, 21:25, 23:26, 27:28, 29:29, 29:30.