Als Tabellenführer gefahren und als Tabellenführer zurückgekommen. Das ist der Ertrag der ersten Auswärtspartie, in der die Gäste anders als in früheren Spielzeiten auch in fremder Halle gleich mit scharfer Klinge überzeugten.

Beim Neuling anzutreten ist nicht so einfach. Vor allem dann nicht, wenn der Gegner sein Auftaktspiel eine Woche vorher in eigener Halle verloren hat und so gleich unter Zugzwang stand. Hinzu kam die Tatsache, dass die SG als erster Spitzenreiter der neuen Saison anreiste, was für die Unterfranken zusätzliche Motivation für eine angestrebte Überraschung sein sollte.

Doch gleich nach Anpfiff lief die Geschichte aus Stefter Seite in die andere Richtung. Auch deshalb, weil es beim Gegner ähnlich wie in der Vorwoche begann. Tor Johannes Reif, gehaltener Strafwurf Lukas Hurt und Tor Jakob Pritschet, der diesmal wieder dabei war und seine Gefährlichkeit mehrmals unter Beweis stellte. Erst einmal die Sicherheit durch den Zwischenstand erreicht, lief´s bei der SG gut. Die Gäste spielten schnörkellos, konzentriert und in den Abläufen sicher.

Die daraus resultierende Quittung wurde auch zu einem Stück weit Dominanz, die zwischenzeitlich in einer 4-Tore-Führung zum Ausdruck kam. Die Gastgeber kannten es noch aus der Vorwoche gegen Erlangen III. An Rückständen hinterherlaufen muss man sich in der Landesliga gewöhnen. Auch dann, wenn man als souveräner unterfränkischer Bezirksoberligameister den Aufstieg geschafft hat. Eine Spielklasse höher sind Fehler aber nahezu verboten! Eigentlich, aber auch nicht immer vermeidbar. Genau darin sollte in dieser Partie im weiteren Verlauf der feine Unterschied liegen.

Die Gäste, zwar ebenfalls nicht immer ganz fehlerfrei, minimierten ihre Quote dahingehend, um dass Geschehen weiterhin zu diktieren. Das blieb auch so, als die Hausherren beim 10:10 und 12:12 zweimal den Gleichstand erzielten. Mit Luca Matern, Yan Faltermeier, Christoph Wendel und Tim Etzelmüller befindet sich in den Reihen des TV Marktsteft ein Quartett das nicht nur Landesliganiveau besitzt, sondern jederzeit in der Lage ist einer Partie den eigenen Stempel aufzudrücken.

Das gelang dem TVM phasenweise auch diesmal, doch fehlt im Stefter Kader der eine oder andere Akteur, der an diese Leistungsstärke herankommt, um damit das Spiel der Unterfranken noch besser über die Breie auszurichten. Den Schützlingen von SG-Trainer Christian Seiferth konnte es recht sein, dass ihre Spielausrichtung den Hausherren nicht den Raum ermöglichte, um auch ergebnistechnisch die erste Halbzeit erfolgreicher als mit einem 2-Tore-Rückstand zu beenden.

Beim Seitenwechsel also alles gut bei den Frankenwäldlern. Nicht ganz! Denn der erste Abschnitt hat gezeigt, dass durchaus noch Ansätze vorhanden waren, um die Szenerie aus eigener Sicht noch besser in den Griff zu bekommen. Für das, was viele mit den Augen erkennen, hat dann Christian Seiferth auch noch das richtige Händchen, um diese Ideen weiterzugeben.

Er drehte an einigen Stellschrauben, vor allem im Deckungsverbund, was sich in der Folge als „goldene Griffe“ herausstellten. Die Frankenwäldler finden das große Plus in ihren Reihen vor allem dahingehend Spieler zu besitzen, die diese Vorgaben nicht nur im Kopf umsetzen, sondern auch anschließend erfolgreich auf die Platte bringen.

Mit Anpfiff zur zweiten Halbzeit stand aus Sicht der Heimmannschaft der Slogan: „Von nun an ging´s bergab!“. Nach wenigen Minuten im zweiten Abschnitt fühlten sich die Gäste von Minute zu Minute immer mehr an den Saisonauftakt aus der Vorwoche in eigner Halle gegen den ASV 1863 Cham erinnert. Auch dort führte die Spielgemeinschaft aus Helmbrechts und Münchberg beim Seitenwechsel mit 11:10 und legten dann einen Zwischenspurt bis zum 18:11 hin.

Das sollte diesmal noch ein Stück schlimmer für den Gegner werden. Die Ruhe und Gelassenheit der Routiniers, gepaart mit jugendlicher Frische, Elan und Durchschlagskraft der jungen SG`ler stand für 21 Minuten, in denen sich die Welten auf dem Parkett trennten. Die Gäste, mit einem an diesem Tag überragenden Julian Merz, der richtungsweisend für seine Generation steht, legten den Hebel um und spielten die Unterfranken fortan in Grund und Boden.

Dass dies nicht einfach ein Spruch aus der Schublade der oft verwendeten Zitate ist, beweist allein die Tatsache der Torfolge zwischen Minute 31. und 52. Mit einem 13:2-Lauf!! brachte die SG alles auf die Platte, was zu nahezu perfektem Handballspiel gehört. Die Abwehr stand wie Granit. Torhüter Lukas Hurt schaffte es in dieser Zeit nicht nur seinen Kasten ein weiters Mal zu vernageln. Nein, diesmal nutzte er die Gelegenheit, sich selber zweifach in die Torschützenliste mit Weitwürfen einzutragen, als die Gastgeber einen weiteren Feldspieler für ihren Keeper auf´s Feld nahmen.

Da war in der gut besuchten Halle nicht nur von den mitgereisten SG-Fans sondern auch vom fairen und fachkundigen Heimpublikum zu erkennen, wer in diesem Abschnitt die Szenerie klar beherrschte. Als Marktsteft in der 54. Minute beim 17:27 erst der 3. Treffer in Halbzeit zwei gelang, war die Frage nach dem Sieger längst beantwortet.

Freilich war dann auch verständlich, dass die Gäste in der Schlussphase die Tourenzahl ein klein wenig nach unten drehten. Die Kontrolle über das Geschehen verlor die SG aber auch dann nicht. Nach dem Abpfiff der gut leiteten Unparteiischen aus Mittelfranken war der Jubel bei den Seiferth-Schützlingen natürlich riesig. Nicht allein deshalb weil es gelungen ist, den Spitzenreiter auch nach dem 2. Spieltag zu stellen.

Es war vielmehr die Souveränität, womit man erstmals seit langer, langer Zeit auch den ersten Auswärtsauftritt mit einem doppelten Punktgewinn beendete. Das weckt natürlich Hoffnung nach mehr. Gelegenheit dazu besteht jetzt gleich zweimal in heimischen Hallen gegen starke Gegner wie Erlangen III und den HBC Nürnberg.

SG Trainer Christian Seiferth unmittelbar nach dem Abpfiff:
Mit den beiden ersten Saisonspielen können wir in weiten Teilen zufrieden sein. Jetzt gilt es kontinuierlich weiter zu arbeiten und die Bodenhaftung nicht zu verlieren.