Das war´s dann mit dem Heimnimbus! Fast auf dem Tag genau vor einem Jahr wurde die SG letztmals in eigenen Hallen bezwungen. Jetzt musste ein Liganeuling kommen, um dieser Serie ein Ende zu setzen. Liganeuling? Ja, genau das ist der Handballclub Forchheim. Aber wirklich nur auf dem Papier. Die Mannschaft überzeugte mit einer hochkonzentrierten Leistung, spielte in vielen Phasen richtig abgezockt und hatte zudem Personal in eigenen Reihen, das über dem Status eines Handballgrünschnabel hinausgeht.

Allen voran, der überragende Lars Goebel zwischen den Pfosten. Er stahl diesmal Lukas Hurt und Felix Behrens, die weit von einem Sahnetag entfernt agierten, die Schau und setzte mit fantastischen Reaktionen den Grundstein zum Erfolg.

Nach 36 Sekunden hämmerte Darek Zach den Ball unter die Latte und viele in der gut besuchten Münchberger Gymnasiumhalle hofften auf ein ähnliches Feuerwerk wie in den vorausgegangenen Heimspielen. Doch schon in der Startphase dieser Partie zeichnete sich ab, dass die Gäste nicht gewillt waren, einen SG-Angriffswirbel über sich ergehen zu lassen. Der HC fing früh an sich zu wehren und eigene Akzente zu setzen.

Dazu gehörte Tim Samel auf der Linksaußenposition, dem viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Er nutzte seine ersten drei Gelegenheiten gnadenlos aus und als dann Marwin Wunder nachlegte sahen sich die Gastgeber in der achten Minuten plötzlich mit zwei Toren im Hintertreffen. Gegnerische Führungen in eigenen Hallen hat es in dieser Saison so oft noch nicht gegeben. War da schon ein diesmal anderer Spielverlauf zu erahnen?

Die Gäste schickten sich an, sich an den eigenen Vorsprung zu gewöhnen und diesem auch gewinnbringend zu verwalten. Unterstützung erhielten sie dabei oft von den Gastgebern. Sie fanden in der Abwehr nicht immer den optimalen Zugriff und ließen vor allem auch Forchheims Spielmacher Lukas Sauter viel zu viele Freiräume. Das größere Problem stellte sich aber im SG-Angriff. Immer wieder wurden schon früh im Spiel freie Chancen liegen gelassen. Freilich war oft beim glänzend disponierten Lars Goebel im HC-Gehäuse Endstation.

Unglücklich aus aus Sicht der Hausherren war dabei, dass die in der Abwehr erkämpften und vom Torwart gehaltenen Bälle nach vorne nicht zielbringend verwertet wurden. Prompt folgte aus einem eigenen Angriff ein Gegenangriff mit Torerfolg für die Westoberfranken. So waren es in der 22. Minute plötzlich schon drei Treffer Differenz, die es für die Hausherren aufzuholen galt. Eine völlig neue Situation in dieser Spielzeit.

Was spielte sich in den SG-Köpfen ab? Bestimmt im Unterbewusstsein auch das Glücksgefühl, dass man zwar überraschend aber in der Summe der ersten fünf Spiele auch völlig verdient an der Tabellenspitze stand. Hemmt ein Spitzenplatz? Auch diese Frage kann zumindest was dieses Aufeinandertreffen betraf, nicht unbedingt mit einem Nein beantwortet werden. Auf jedem Fall motiviert diese Tabellenposition die Gegner zusätzlich und das war diesmal eben der HC Forchheim, der der SG die erste Saisonniederlagen beibringen konnte.

43 Sekunden Restspielzeit in Hälfte eins und Auszeit der Gäste beim Spielstand von 10:12. Angesagt war, die Zeit runter zu spielen und dann nochmals einen Torschuss zu wagen. Diese Vorgabe wurde gleich doppelt gnadenlos umgesetzt und schickte die Frankenwäldler mit einem Schock in die Kabine. Erneut war es der treffsichere Tim Samel auf Linksaußen der zehn Sekunden vor der Pausensirene auf 13:10 erhöhte. Noch Schlimmer war der technische Fehler, der den Gastgebern beim Wiederanwurf unterlief. So kamen die Gäste nochmals in Ballbesitz und netzten in der Schlusssekunde zum 14:10 ein.

Aus SG-Sicht nicht nur unglücklich, sondern auch ein Stück weit deprimierend und zwar aus Sicht des eigenen Angriffes. Vierzehn Gegentore in einer Halbzeit sollten eigentlich der Beinbruch nicht sein. Aber nur zehn eigene Treffer in dreißig Minuten waren der Knackpunkt. Es waren die freien Würfe, die nicht allein HC-Keeper Goepel vereitelte sondern auch noch Pfosten und Latte zu Gästegehilfen wurden.

Also musste es die Gastgeber in der zweiten Halbzeit richten. Genau das gelang vom Anpfiff weg nicht. Wahrscheinlich steckten die Schlusssekunden vom ersten Abschnitt noch tief in den Köpfen der Seiferth-Schützlinge. Die Gäste hatten plötzlich alle Vorteile auf ihrer Seite. Auch den, dass sich Abwehrstratege Jakob Kühle als mehrfacher Textiltester bewehrte und nicht einmal dafür die Strafbank sah.

Genau wie in Hälfte eins traf gleich wieder Darek Zach, dem aber im weiteren Verlauf etliche Fehlwürfe unterliefen. Und diese unterliefen auch in großer Anzahl den Nebenleuten und plötzlich drohte nicht nur eine Niederlage, sondern zeichnete sich für Minuten sogar eine Heimklatsche ab. Es lief die 37. Minute und beim Stande von 12:19 wuchs Rückstand bereits auf sieben Tore.

Eigene Teamtagesform bei der SG und konstant guter Auftritt der Gäste ließen zu diesem Zeitpunkt erahnen, dass am Ende tatsächlich die erste Saisonniederlage stehen könnte. So kam es letztlich auch, weil sich der HC Forchheim diese deutliche Führung nicht mehr abnehmen ließen. Zwar warfen die Gastgeber nochmals alles in die Waagschale, ließen keine taktische Möglichkeit zur Ergebniskorrektur aus. Am Schluss stand aber ein gebrauchter Tag und nachdenkliche Gesichter bei den Hausherren.

Jetzt bleibt Zeit für Regeneration während der zwei Wochen Herbstspielpause und die Hoffnung auf Wiedergutmachung. Gelegenheit dazu gibt es dann beim großen Favoriten SG DJK Rimpar II am Sonntag, 16. November ab 15:00 Uhr, wo die zweite Hälfte der Vorrunde beginnt und die Karten komplett neu gemischt werden.

Trainer Christian Seiferth nach dem Abpfiff:
„Leider sind wir seit langer Zeit mit zu vielen Faktoren in alte Muster verfallen. Letztlich verlieren wir nicht unverdient gegen den HC Lars Goebel.“

Ergänzend dazu Torjäger Jakob Pritschet:
„Handball ist ein Teamsport bei dem jeder Spieler 100% geben muss.“ „Wir haben es phasenweise gut geschafft in Abwehr und Angriff System zu kommen, sind hier aber an unseren Abschlüssen und an uns selber gescheitert.“
„Auch Niederlagen gehören zum Sport. Entscheidend ist, wie wir zurückkommen.“

SG Helmbrechts/Münchberg – HC Forchheim 24:28 (10:14)

SG Helmbrechts/Münchberg: Hurt, Behrens – Ende, Panzer (2), S. Pritschet (6), Zach (2), Schrepfer, Bär (1/1), Pöhlmann, Mares, Merz (4), Ja. Roßner (2), Huber, Troßmann, Jo. Roßner (1), J. Pritschet (6).

Schiedsrichter: Fabian Buck / Paul Gimperlein (Puschendorf) ließen gelegentlich erkennen, dass Doppeleinsätze nicht unbedingt leistungsfördernd sind – Zuschauer: 320. – Zeitstrafen: 5; 7. – Siebenmeter: 3/2; 1/0.