Mit dem 1:0 nach 64 Sekunden brachte Jonas Roßner nach 91 Tagen handballloser Zeit seine SG erstmals wieder auf die Anzeigentafel. Früh zeichnete sich ab, dass zwei technisch versierte Teams mit offenem Visier voll auf Angriff spielten. Was aber von Beginn an in dieser Partie auch zum Tagesgeschäft gehören sollte, waren immer wieder kleine Abstimmungsschwierigkeiten und technische Fehler auf beiden Seiten. Die lange coronabedingte Pause hatte zumindest hier noch merklich Spuren hinterlassen. Trotzdem versuchten beide Kontrahenten mit zunehmender Spieldauer ihre Aktionen der Feinabstimmung näher zu bringen. Klappte zwar nicht immer, aber zumindest so häufig, dass fortan von einem guten Landesligaspiel gesprochen werden konnte.

Als die Gäste schnell den Spies umdrehten und selber mit 3:1 in Führung lagen schien es, als wollte der Tabellenzweite auch in der Münchberger Gymnasiumhalle seiner Favoritenrolle gerecht werden. Trotzdem dürfte beim HC Erlangen III das 22:22 Hinrunden-Unentschieden im Unterbewusstsein mitgespielt haben. Respekt war erkennbar und den hatten sich die Gastgeber auch verdient, was der weitere Spielerlauf deutlich unter Beweis stellte.

Philipp Troßmann gelang mit dem 4:3 die Führung wieder in Richtung der Hausherren zu drehen. Es war eine Begegnung, die schon in der Anfangsphase reich an Höhepunkten war. Mit dem ersten gehaltenen Strafwurf stand SG-Keeper Lukas Hurt schon früh im Mittelpunkt des Geschehens. Das darauf folgende 3:3 mit einem traumhaften Anspiel von Julian Merz an den Kreis und ebensolcher sicherer Vollendung durch Kritzenthaler waren erste Highlights.

Die 3. Garnitur des Bundesligisten war aber nicht gewillt, die Partie schon früh aus der Hand zu geben. Musste sie auch nicht, denn die durchwegs mit jungen Talenten gespickte Truppe wusste sich binnen weniger Minuten immer wieder aus der SG-Umklammerung zu befreien. Das 6:6 war ein Beleg dafür. Für den Moment Probleme bekamen die Mittelfranken trotzdem immer dann, wenn die Seiferth-Schützlinge den Rhythmus wechselten.

So leitete ein Traumpass von Keeper Hurt auf Julian Merz und dessen sicherer Verwandlung eine starke Heimphase ein. Dazu gehörten dann u.a. auch Aktionen wie die folgende, wo Johannes Reif im 1:1-Verhalten eine seiner Stärken abrufen und zum 15:10 vollstrecken konnte. Fünftoreführung gegen den Ligazweiten war nach 24 Minuten schon eine Hausnummer. Doch ein Charaktermerkmal dieser Begegnung beruhte auch auf der Tatsache, dass SG-Führungen in ihrer zwischenzeitlichen Deutlichkeit nie lange Bestand hatten.

Das hatte Gründe. Die Gäste waren auf der einen Seite jederzeit in der Lage alle Rhythmen mitzugehen. Auf der anderen Seite hatten sie mit dem oft variantenreichen Angriffsspiel der SG immer wieder Probleme. Das belegt auch die Tatsache von insgesamt 11 verschiedenen Torschützen in den Reihen der Gastgeber mit Minimum 2 Treffern.

Was noch auffiel, war ein Verlauf von der Torfolge her, den die Spielgemeinschaft aus Helmbrechts und Münchberg vielleicht auch anders hätte gestalten können. Immer dann, wenn der Vorsprung wieder wuchs, versuchten die Gastgeber mit noch mehr Druck und Schnelligkeit weiter am Aussbau der Führung zu arbeiten. Die Mannen um Jan Lad sahen mehrmals die Gelegenheit, früh den Deckel auf diese Partei zu setzen. Der Schuss ging aber immer wieder nach hinten los. So konnte der HCE III bis zum Wechsel auch prompt bis auf 2 Treffer aufschließen.

Das hatte zur Folge, dass der Beginn der zweiten Halbzeit dann wesentlich enger wurde. Es kam die 38. Minute, die die SG-Grundaufstellung an diesem Tage nochmals durcheinanderwirbeln sollte. Nachdem Jakob Pritschet verletzungsbedingt nicht dabei war und Philipp Troßmann auf Rechtsaußen agierte, musste eben Troßmann nach Foulspiel mit „Rot“ vom Feld. Der nächste Linkshänder aus dem Match! Christian Seiferth musste erneut umstellen. Doch bereits 3 Minuten später traf es Eric Schneider auf Erlangener Seite mit der gleich Schiedsrichterentscheidung.

Nach dem 15:16 Anschluss bewegte sich die Tordifferenz meist bei 2-3 Treffern. Ein Grund dafür ist auch darin zu sehen, dass Lukas Hurt im SG-Gehäuse obwohl nicht immer fehlerfrei, oft aber entscheidende Bälle nicht über die Torlinie ließ und so wieder einmal seinen Teil zum späteren Erfolg beitrug. So waren es zwischenzeitlich beim 23:19 auch wieder 4 Tore Vorsprung. Doch ein sanftes Ruhekissen sollte auch das noch nicht sein. Beweis dafür, der 26:26 Ausgleich in der 48. Minute.

Jetzt begann eine genauso spannende Schlussphase, wie bei der Vorrundenbegegnung in Erlangen. Doch diesmal mussten die Gäste immer wieder einer knappen SG-Führung hinterherlaufen. Dass diese oft am berühmten seidenen Faden hing lag auch daran, dass hüben wie drüben weitere klare Gelegenheiten nicht genutzt wurden oder eben bei beiden Torstehern Endstation war.

So scheiterte Dominik Aust beim 33:32 mit einem Strafwurf am Gästekeeper und nach dem direkten Ausgleich im Gegenzug vergaben beide Teams nochmals je eine Gelegenheit frei vom Wurfkreis aus. Letztlich setzte sich 10 Sekunden vor Schluss Johannes Reif energisch durch und markierte so den Siegtreffer. Der letzte Wurf -ein direkter Freiwurf für die Gäste- wurde geblockt. Der anschließende Jubel in der nicht ganz ausverkauften Gymnasiumhalle (nach aktuellen Coronabestimmungen wären 250 Zuschauer möglich gewesen) war grenzenlos.

Dieser Jubel war verständlich. Nicht nur, weil letztlich ein knapper, aber ebenso verdienter Erfolg stand. Auch der Tatsache geschuldet, dass nach der langen Pause bei weitem noch nicht alles wieder rund lief, konnten alle Beteiligten auf SG-Seite zufrieden sein.

Christian Seiferth hatte nach Abpfiff deshalb auch berechtigtes Lob für seine Truppe übrig, die nach seinen Worten mit einer absolut geschlossenen Mannschaftsleistung gut aus den Re-Startlöchern gekommen ist. Dabei kommt nicht allein die Freude über das momentan wieder ausgeglichene Punktekonto auf, sondern ist auch mit der Tatsache begründet, dass von den bisherigen 5 Minuspunkten des Tabellenzweiten 3 Zähler die SG stibitzt hat.

Seiferth abschließend aufmunternd: Die SG-Pyramide beginnt zu wachsen!

SG Helmbrechts/Münchberg – HC Erlangen III 34:33 (16:14)

SG: Hurt, Behrens (Tor); Kalas (5), Panzer (2), Opel, Aust (4/3), Kritzenthaler (2), Reif (6), Mayer (2), Merz (2), Lad (3), Troßmann (3), Roßner (3), Peetz (2).

Schiedsrichter: Kalina (Bayreuth); Bayerlein (Cham).

Zuschauer: 230

Zeitstrafen: 5/4.

Rote Karten: Philip Troßmann SG H/M (38. Min.) und Eric Schneider HCE (43. Min.) jeweils wegen Foulspiel

Siebenmeter: 5/3; 8/6.

Spielfilm: 1:0, 1:3, 4:3, 6:6, 9:6, 12:7, 15:10, 16:14 (HZ); 17:16, 20:17, 22:18, 23:22, 26:23, 26:26, 30:29, 33:33, 34:33.